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Gesundheitsversorgung in Ostbelgien


Artikel für „DIE KOMMUNALE- SGK NRW“

Gesundheitsversorgung In Ostbelgien (136.2 KiB)

Das Belgische Staatsgefüge mag für Außenstehende und selbst für den einen oder anderen Belgier auf den ersten Blick recht kompliziert wirken. Doch im Grunde lässt es sich in gewisser Weise durchaus mit der Bundesrepublik Deutschland vergleichen, wobei in Belgien nicht die Rede von Bundesländern sondern vielmehr von Gemeinschaften und Regionen ist. Demnach besitzen in Belgien sowohl der Staat als auch die Gemeinschaften gewisse Zuständigkeiten im Bereich der Gesundheitsversorgung. So auch die Deutschsprachige Gemeinschaft.

Dies bringt selbstverständlich einige Herausforderungen mit sich. Insbesondere wenn man sich die Größe oder vielmehr die Kleinheit sowie die sprachliche Besonderheit Ostbelgiens vor Augen hält. Hier leben rund 75.000 deutschsprachige Einwohner verteilt auf einer Fläche von etwa 85.000 Quadratkilometern, welche überwiegend ländlich geprägt ist. Eine bestmögliche Zugänglichkeit der Gesundheitsdienstleistungen muss gewährleistet werden.

So steht es außer Frage, dass die Hausärzte hier eine sehr große Rolle spielen. Sie sind bei jeglichen Gesundheitsfragen die erste Anlaufstelle der Bürger. Umso bedauernswerter ist es, dass der Ärztemangel auch vor Ostbelgien nicht Halt macht. Prognosen zufolge wird die Zahl der Allgemeinmediziner auch hier in den nächsten Jahren stark abnehmen.

Es mangelt oftmals an der Attraktivität des Berufsbilds. Somit besteht dringender Handlungsbedarf. Und auch wenn die ostbelgische Regierung für die ärztliche Versorgung nicht zuständig ist, möchten wir die Niederlassung von neuen Hausärzten honorieren. Dazu nutzen wir den sogenannten Impulseo-Fonds, der der Gemeinschaft im Zuge der sechsten Staatsreform vom Föderalstaat übertragen wurde. Über den Fonds werden jungen Allgemeinmedizinern Anreize geschaffen, sich in Ostbelgien niederzulassen. So kann beispielsweise aktuell eine einmalige Niederlassungsprämie oder eine Finanzspritze für die Gehaltskosten von unterstützendem Sekretariatspersonal gewährt werden.

Zudem verändert sich das traditionelle Bild des Hausarztes grundlegend. Vorbei scheinen die Zeiten, in denen ein Hausarzt alleine arbeitet und für seine Patienten rund um die Uhr zur Verfügung steht. Auch ist der Beruf weiblicher geworden. Bei den Ärztinnen und Ärzten hat ein Sinneswandel stattgefunden. Eine Vielzahl von ihnen möchte ihren Beruf ausüben und dennoch Zeit für die Familie und das eigene Privatleben aufbringen können.

Vor diesem Hintergrund ist es äußerst erfreulich, dass sich sowohl im Norden als auch im Süden der DG, Ärzte dazu entschlossen haben gemeinsam in Ärztehäusern zu arbeiten. Sie können sich gegenseitig unterstützen, die Teilnahme an den gesetzlich vorgeschriebenen Bereitschaftsdiensten kann auf mehrere Schultern verteilt werden und der Beruf ist familienfreundlicher gestaltet.

Des Weiteren ist die multidisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Gesundheitsdienstleistern natürlich auch von enormer Bedeutung für die Gesundheitsversorgung in Ostbelgien.

Als Regierung arbeiten wir an einem Pflegenetz aus vor- und nachgeschalteten Maßnahmen. Das kann man schaffen, indem Lücken im Angebot geschlossen werden und die Netzwerkarbeit gefördert wird. Dabei ist auch eine enge Zusammenarbeit zwischen den Hausärzten und den beiden Krankenhäusern in Eupen und Sankt Vith notwendig. Diese sind für die medizinische Grundversorgung der Bevölkerung und für die Entwicklung des Standortes Ostbelgien von ausschlaggebender Relevanz.

In Anbetracht dessen, dass die föderale Krankenhausreform im Zeichen der Rationalisierung steht, mussten wir auch hier aktiv werden und neben den Infrastrukturinvestitionen auch an der Entwicklung der strategischen Ausrichtung beider Häuser arbeiten. Neben der Gemeinschaftsregierung spielen hier auch die Gemeinden als Träger der Krankenhäuser eine wichtige Rolle.

Wenn es um die Krankenhausstandorte geht, so lautet das Stichwort „Netzwerkarbeit“. Und dies nicht nur mit den Hausärzten und den Ärztehäusern sondern insbesondere auch zwischen den beiden Krankenhausstandorten untereinander und darüber hinaus mit anderen Krankenhäusern außerhalb der Gemeinschaft. Mit dem Centre Hospitalier Chrétien (CHC) in Lüttich haben wir einen privilegierten Partner gefunden.

Doch so wichtig die Gesundheitsversorgung innerhalb der Gemeinschaft und im Inland auch sein mag, so dürfen wir uns keineswegs darauf beschränken. Nein auch mit unseren deutschen Nachbarn sind wir als Grenzregion eng verbunden. Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Häusern Prüm und Sankt Vith ermöglicht es beispielsweise, dass unsere deutschen Nachbarn problemlos Geburtshilfe in Ostbelgien in Anspruch nehmen können.

Andererseits wurde erst kürzlich die neue Ostbelgien- Regelung vorgestellt, welche das vorangegangene IZOM–Abkommen ablöst. In dieser Regelung wird festgehalten, dass alle Bürger der 9 ostbelgischen Gemeinden ab dem 1. Juli 2017 spezialisierte Gesundheitsleistungen bei Fachärzten oder Institutionen im Raum Aachen sowie den Landkreisen Bitburg, Prüm und Daun in Anspruch nehmen können und die Erstattung der Kosten bei ihrer Versicherung zu besonderen Bedingungen geltend machen können.

Abschließend ist also ganz klar festzuhalten, dass eine bestmögliche und gut zugängliche Gesundheitsversorgung nur durch gute Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren gewährleistet werden kann. Es gilt sich stets vor Augen zu halten, dass das Thema der Gesundheit uns alle betrifft und dass die einzelnen Zahnräder gut ineinander greifen müssen, um in eine gesunde Zukunft zu steuern.

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