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Obdach- und Wohnungslosigkeit in Ostbelgien


Es gilt das gesprochene Wort! 

05.04.2023

1303 &1304 &1305 Antwort zum Thema Obdachlosigkeit in Ostbelgien

Obdachlosigkeit ist eine der extremsten Formen der sozialen Ausgrenzung.

Obdachlosigkeit kann viele Ursachen haben.

Deshalb erfordert das die Intervention von vielen verschiedenen Akteuren auf dem Terrain, wie zum Beispiel dem Jugendbereich, den Öffentlichen Sozialhilfezentren, den Vermittlungsdiensten in der Beschäftigung, dem Wohnungs- oder dem Gesundheitswesen und viele weitere.

Dieses Thema wurde in der Vergangenheit immer wieder, auch in der Deutschsprachigen Gemeinschaft, thematisiert.

Mit dem Begriff verbindet man das Bild von wohnungslosen Menschen, die im öffentlichen Raum sichtbar sind.

Bei den parlamentarischen Fragen aus dem Jahr 2020 und 2021 wurde nach der Einschätzung der Anzahl an Obdachlosen gefragt, die auf Gebiet der Deutschsprachigen Gemeinschaft auf der Straße leben.

Zu diesem Zeitpunkt waren den neun Gemeinden allerdings keine Personen ohne festen Wohnsitz bekannt.

Dass es aber wohnungslose Menschen in der Deutschsprachigen Gemeinschaft gibt, die zwar nicht auf der Straße, wohl aber zum Beispiel bei Bekannten oder Verwandten leben, wurde auch vor der offiziellen Zählung nicht ausgeschlossen.

Es fehlte allerdings bisher an belastbaren Zahlen. Aus diesem Grund haben wir die besagte Zählung unterstützt.

Wir haben die Vorbereitungen begleitet und den offiziellen Aufruf organisiert.

Zum ersten Mal haben wir somit belastbare Zahlen für das Gebiet deutscher Sprache und müssen nicht mehr von Mutmaßungen ausgehen.

Das schafft Klarheit.

Diese Zahlen müssen allerdings richtig interpretiert werden.

Bei den 192 Personen, die zum Stichtag 28. Oktober 2022 gezählt wurden, handelt es sich nicht um Obdachlose im klassischen Sinne.

Es wurden Menschen gezählt, die auf der Straße oder in Notunterkünften leben, in der Psychiatrie und in Wohnheimen oder bei Freunden und Verwandten unterkommen oder die von Zwangsräumungen bedroht sind.

Auch weitere Formen der Wohnungslosigkeit wurden untersucht.

Die Untersuchung hat eine Definition und eine Zählmethodik für Obdach- und Wohnungslosigkeit verwendet, die sehr breit gefasst ist.

Das Verfahren hier zu erläutern, würde leider meine Redezeit sprengen.

Im Bericht wird die Zählmethode in rund 8 Seiten erläutert. Der Bericht ist auf Ostbelgien Live abrufbar.

Mit Prof. Dr. Wagener, der die Zählung durchgeführt hat, haben wir darüber gesprochen, diese Zählung nun alle drei Jahre durchzuführen, um die Entwicklungen messen zu können.

Die Ergebnisse aus der Zählung werden in die Bedarfsermittlung für das Wohnungswesen einfließen, die bei der RWTH Aachen im Rahmen der Reform in Auftrag gegeben wurde.

Mehr Details hierzu können Sie der Orientierungsnote Wohnungswesen und den zusätzlichen Erläuterungen entnehmen, die im Ausschuss gegeben wurden.

Allerdings möchte ich bereits darauf hinweisen, dass mehr bezahlbarer Wohnraum das Problem nicht lösen wird. Die Wohnungslosigkeit ist meistens die Folge für eine Ursache, die woanders liegt.

Was wir also im Moment haben, sind nur Zahlen.

Man kann von der Art der Wohnungslosigkeit vermuten, was die Ursache ist, aber das wäre pure Spekulation.

Es kann mit der Einkommenssituation zusammenhängen, aber genauso gut können gesundheitliche Probleme die Ursache sein.

Sucht, Konflikte in zwischenmenschlichen Beziehungen und dem familiären Gefüge können ebenfalls einen Grund darstellen.

Es gibt sehr viele mögliche Ursachen. In der Deutschsprachigen Gemeinschaft muss niemand obdachlos sein.

Die verschiedenen Organisationen bieten den betroffenen Menschen Hilfestellung, um solch eine Situation zu vermeiden.

Wenn es dennoch zu einer Wohnungslosigkeit kommt, müsste man die genauen Ursachen kennen und prüfen, wieso die verschiedenen Dienste keine Abhilfe schaffen konnten.

Diese Menschen werden meist bereits von Diensten begleitet.

Schließlich konnte die Personenzahl nur deshalb ermittelt werden, weil sich 22 Organisationen an der Zählung beteiligt haben.

Wir müssen uns also die Frage stellen, welche zusätzlichen Hilfen notwendig wären, um die Situation der Betroffenen zu verbessern.

Zumindest in den Fällen, wo eine Hilfe möglich ist und von den Betroffenen angenommen wird.

Ich habe deshalb mit Prof. Dr. Wagener vereinbart, dass wir uns zusammensetzen sollten, um die Durchführung einer qualitativen Untersuchung zu besprechen.

Ich denke, dass wir darüber mehr Informationen über die Betroffenen haben könnten, damit die Regierung gemeinsam mit den verschiedenen Diensten in Ostbelgien weitere Lösungsansätze und angepasste Maßnahmen erarbeiten kann.

Die Kleinheit der Deutschsprachigen Gemeinschaft ermöglicht eine umfassende Analyse dieser Art.

Das ist eine Chance, von der anderen Regionen nur träumen können.

Die Methode und die weitere Vorgehensweise kann ich aber erst nach dem Gespräch mit dem Experten erläutern.

Ein Vergleich der Zahlen im nationalen Kontext zwecks Orientierung sind, meiner Meinung nach, schwierig anzustellen.

Dafür sind wir zu klein.

Wenn nach der Lektüre des 65-seitigen Berichts noch Fragen offen sind, dann schlage ich dem Ausschuss vor, den Experten zu einer Vorstellung der Ergebnisse einzuladen.

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