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Lieferung von Impfstoffen in die dritte Welt


Es gilt das gesprochene Wort!

12.05.2021

696 Frage und Antwort zur Lieferung von Impfstoffen in die dritte Welt

Wenn wir diese Pandemie erfolgreich bekämpfen wollen, dann müssen wir nicht nur die eigene Bevölkerung mit Impfstoff versorgen, sondern auch den globalen Süden.

Je länger breite Teile einer Bevölkerung nicht geimpft sind, umso mehr Lebenszeit erhält das Virus, um sich nicht nur zu verbreiten, sondern auch, um sich zu verändern und sich im schlimmsten Fall an die Impfstoffe anzupassen. Grenzen können dieses Virus nicht aufhalten, sondern ein zügiges Handeln.

Es gebietet also nicht nur die Menschlichkeit, sondern auch der Eigennutz möglichst viele Menschen weltweit zu schützen.

Im Zuge meines Schreibens an den Premierminister, wurde die Thematik der Impfstoffe für den globalen Süden in der heutigen interministeriellen Konferenz Gesundheit besprochen.

Es wurde beschlossen, dass neben der finanziellen Beteiligung Belgiens an der internationalen Solidarität auch überschüssige Impfdosen so früh wie möglich an ärmere Länder verteilt werden sollten, und zwar über das Programm COVAX.

In den Monaten Juli und August sollen zusätzliche 700.000 Impfdosen geliefert werden. Davon werden 250.000 Einmal-Impfungen von Johnson&Johnson in den globalen Süden geschickt.

Das ist ein guter Schritt in die richtige Richtung, aber es wird nicht ausreichen. Hier muss international reagiert werden.

Ich befürchte, dass die Entwicklungsländer ein bis zwei Jahre mit der Bekämpfung der Pandemie beschäftigt sein werden.

Die Diskussion rund um die Freigabe der Patente wird auf höchster Ebene in Belgien und Europa geführt. Die DG hat keinen direkten Einfluss darauf.

Persönlich habe ich eine dezidierte Meinung, was die Rolle des Staates in der Gesundheitsversorgung angeht. Das gilt auch für die Herstellung von Medikamenten.

Es ist nämlich moralisch verwerflich, dass es selbst in unseren Industriestaaten Menschen gibt, die an bestimmten Krankheiten leiden und nicht in der Lage sind, die Kosten für die teuren Medikamente zu tragen.

Hier muss der Staat wieder mehr Verantwortung aber auch Kontrolle übernehmen. Die Pandemie hat gezeigt, dass der Markt nicht alles regeln kann.

Kurzfristig wird aber die Freigabe der Patente keine Hilfe sein. Insbesondere für die mRNA-Technologie sind selbst große Pharmaunternehmen wie Bayer und andere in Europa nicht in der Lage, die mRNA-Technologie zu nutzen und Impfstoff zu produzieren.

Darüber hinaus bin ich etwas weniger euphorisch, wenn ich höre, welche Länder die Patentfreigabe unter anderem fordern. Darunter sind Länder, die mit einer protektionistischen Politik EU-Staaten an der Impfstoffbeschaffung gehindert haben. Die Ausfuhr von Impfstoffen wurde boykottiert und Verträge wurden nicht respektiert.

Die Patentfrage wird jedenfalls unter den EU-Mitgliedsstaaten geklärt.

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