Danke! Danke, dass die meisten von Euch Organspender sind!
Belgien ist im europäischen Vergleich Spitzenreiter, was das Thema Organspende betrifft. Wusstet ihr schon, dass in unserem Land auf eine Millionen Einwohner knapp 30 Organspender kommen?
Dass dem so ist, liegt daran, dass in Belgien vor beinahe 35 Jahren die Widerspruchslösung gesetzlich verankert wurde. Jeder belgische Staatsbürger bzw. jeder Einwohner, der seit mindestens sechs Monaten in Belgien lebt, wird nach seinem Tod automatisch zum Organspender – es sei denn, die Person hat zu Lebzeiten ausdrücklich (mündlich oder schriftlich) widersprochen. Wer also nicht aktiv widerspricht, ist potenzieller Spender.
Europaweit gibt es verschiedene Organspenderegelungen. In unserem Nachbarland Deutschland herrscht beispielsweise die Entscheidungsregelung. Dort muss man der Organspende ausdrücklich zugestimmt haben. In den Niederlanden wiederum gibt es ein anderes System: die erweiterte Zustimmungsregelung. Dort dürfen Organe und Gewebe nur entnommen werden, wenn die verstorbene Person zu Lebzeiten einer Organspende zugestimmt hat. Existiert hierzu keine (schriftlich) festgehaltene Entscheidung, so werden die nächsten Angehörigen gebeten, eine Entscheidung im Sinne des Verstorbenen zu treffen.
Am weitesten verbreitet ist allerdings die Widerspruchslösung, die nicht nur in Belgien, sondern unter anderem auch in Frankreich, Luxemburg, Portugal oder Spanien Anwendung findet.
Darüber hinaus besteht bei uns in Belgien natürlich die Möglichkeit, sich bei der Gemeindeverwaltung als Organspender registrieren zu lassen. Das erspart Euren Angehörigen im Zweifelsfall das Gespräch mit dem Arzt, ob ihr Eure Organe nach dem Tod spenden wollt, oder nicht. Der Aufwand ist nicht groß: Einfach das entsprechende Formular downloaden, ausfüllen und bei der Gemeinde hinterlegen.
Das Verfahren soll in Zukunft noch vereinfacht werden, denn an einer Registrierung auf elektronischem Weg wird derzeit gearbeitet. Das hat die derzeit amtierende föderale Gesundheitsministerin Maggie de Block Anfang Januar kommuniziert.
Fakt ist:
- Seit Jahren gibt es in Belgien einen positiven Trend was die Registrierung im Nationalregister betrifft: 2019 gab es einen Zuwachs von 6,8 Prozent.
- Allein 2019 gab es 1225 Neuregistrierungen auf der Warteliste für ein Spendeorgan.
- Am 1. Januar 2020 standen insgesamt 1341 Patienten auf der Warteliste.
- Vergangenes Jahr wurden insgesamt 984 Organtransplantationen von verstorbenen Spendern in Belgien durchgeführt, dennoch sterben viele Menschen, weil sie nicht rechtzeitig ein passendes Organ bekommen haben.
- Mit den eigenen Organen kann man nach dem Tod bis zu acht anderen Menschen das Leben retten.
- Eine Organspende unterliegt hohen ethischen Standards: Sie erfolgt in jedem Fall freiwillig, unentgeltlich und bleibt anonym.
- Im Zweifelsfall, wenn nicht genau geklärt werden kann, wie ein Patient zur Organspende stand, wird von einer Entnahme der Organe abgesehen.
- Die Organe werden erst entnommen, nachdem drei Ärzte, unabhängig voneinander, den Hirntod festgestellt haben oder Wiederbelebungsmaßnahmen nach einem Herz-Kreislauf-Versagen erfolglos geblieben sind.
Ihr wollt mehr wissen?
- Auf der Seite des föderalen Gesundheitsministeriums findet ihr weitere Infos:
- Statistiken und Zahlen zur Situation in Belgien:
https://www.eurotransplant.org/patients/belgien-deutsch/
https://www.health.belgium.be/de/statistiken