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Informationen für Hörgeschädigte im Rahmen der Corona-Pandemie & zum Faltblatt des DG-Ministeriums „Coronavirus – gemeinsam richtig handeln“


Es gilt das gesprochene Wort!

06.04.2020

154 & 155 Frage und Antwort zu Informationen für die Bevölkerung

Die Information zur Coronavirus-Epidemie allen Bevölkerungsgruppen korrekt und zeitnah zur Verfügung zu stellen, ist eine wichtige Aufgabe. Sie ist zugleich sehr komplex, da die Informationslage täglich, in gewissen Fällen stündlich, ändert. Übersetzungen in andere Sprachen oder in die verschiedenen barrierefreien Formate hinken dabei dann meistens zeitlich hinterher.

Zur Frage der barrierefreien Kommunikation kann ich mitteilen, dass die Deutschsprachige Gemeinschaft mehrere Printprodukte erstellt und verschickt hat.

Außerdem wurde eine Übersetzung in leichte Sprache des in alle Haushalte verteilten Flyers unmittelbar nach Fertigstellung in Auftrag gegeben. Diese Übersetzung liegt inzwischen vor und wird derzeit noch gelayoutet. Anschließend wird sie digital zur Verfügung stehen.

Die Vereinigung der Hörgeschädigten Ostbelgiens VoG, die auch von der Dienststelle für Selbstbestimmtes Leben über ein Abkommen bezuschusst wird und folglich auch einen entsprechenden Auftrag hat, themenbezogene Veröffentlichungen zu erstellen, hatte bereits im letzten Monat eine eigene Veröffentlichung zu Corona und den Handlungsempfehlungen in leichter Sprache erstellt und auch einige frei zugängliche Gebärdensprachvideos zum Thema in den sozialen Medien geteilt.

Auf der offiziellen Website www.info-coronavirus.be sind zudem Videos in Flämischer Gebärdensprache (VGT) und französischer Gebärdensprache (LSF) veröffentlicht. Auf der Website des Robert-Koch-Instituts, auf die ja auch ostbelgienlive.be verweist, stehen ebenfalls eine Fassung in leichter Sprache und eine Fassung in deutscher Gebärdensprache zur Verfügung. Dennoch werde ich auf föderaler Ebene intervenieren, sodass gleichzeitig mit den flämischen und frankophonen Fassungen auch eine Fassung in deutscher Gebärdensprache produziert wird.

Sie werden sicherlich auch festgestellt haben, dass die Ansprachen der Premierministerin zur Coronakrise in Deutsch untertitelt waren – eine solche Maßnahme ist für einen Teil der Personen mit Hörschädigung bereits eine ausreichende Unterstützung. Für andere Personen sind hingegen Fassungen in leichter Sprache oder halt in der vom Fragesteller angesprochenen Gebärdensprache besser geeignete Hilfen.

Auch die Videos, die in meinem Auftrag erstellt wurden, waren untertitelt. Wir haben außerdem beim BRF interveniert, damit er kurzfristig in der aktuellen Situation eine Untertitelung der Filmbeiträge vornimmt. Die Anfrage wurde begrüßt und die Umsetzung wird aktuell überprüft.

Was die Frage zur Kontaktaufnahme betrifft, so bestehen in der Tat nur einige wenige Möglichkeiten. Einige Hausärzte sind per Mail (und ggf. über Videochat) erreichbar. Es besteht auch die Möglichkeit, einen Mitbewohner stellvertretend anrufen zu lassen.

Die Dienststelle für Selbstbestimmtes Leben ist seit Beginn der Krise dabei, alle ihr bekannten Personen mit Unterstützungsbedarf zu kontaktieren und so bestmöglich auf die Belange und Fragen der Personen eingehen zu können.

Eine weitere Frage betrifft die Sprache eines Faltblatts des Ministeriums, das in alle Haushalte des Gebietes deutscher Sprache verteilt worden ist.

Der Grund, wieso wir nicht in französischer Sprache kommunizieren, ist einfach. Sowohl auf den föderalen Internetseiten als auch in den Zeitungen und Zeitschriften des Inlands sowie auf den zahlreichen Fernsehsendern des Landes Informationen in Hülle und Fülle in französischer und flämischer Sprache verfügbar sind.

Wir sehen es als Ur-Aufgabe der Deutschsprachigen Gemeinschaft an, dafür Sorge zu tragen, dass die deutschsprachige Bevölkerung alle notwendigen Informationen erhält, die durch andere Kanäle in vertretbarem Maße nicht zugänglich gemacht werden.

Zugegeben, hier treten wir manchmal an die Stelle des Föderalstaates, aber dies scheint mir angesichts des Ausmaßes der Krise von untergeordneter Bedeutung. Wir arbeiten mit dem Föderalstaat zusammen, damit zum Beispiel die Informationen aus dem Nationalen Sicherheitsrat und aus dem föderalen Krisenzentrum unsere Bevölkerung so früh wie möglich in deutscher Sprache erreichen. Trotz aller gemeinsamer Bemühungen liegen sie dann naturgemäß immer später vor als die gleichen Informationen in Französisch und Niederländisch.

Wir dürfen jedoch auch nicht vergessen, dass es neben den Französischsprachigen weitere sprachliche Minderheiten in unserer Gemeinschaft gibt, die ihrerseits überhaupt nicht an Informationen in ihrer Muttersprache kommen. Ich denke da vor allem an Migranten, die erst kürzlich zu uns gestoßen sind. Auch sie müssen spezifisch informiert und vor allem sensibilisiert werden. Die Stadt Eupen zum Beispiel ist über ihre Dialog-Gruppe, über die Viertelhäuser und über ihre Jugendarbeiter an diese Bevölkerungsgruppen herangetreten, um sie an den gemeinsamen Bemühungen zu beteiligen.

Eine Unterfrage bezieht sich auf das Foto auf der Titelseite der Broschüre.

Auf dem Titelfoto der Broschüre sieht man eine hustende Frau. Sie hustet dabei in die Handfläche.

Ich nehme an, dass die Fragestellerin der Meinung ist, dass die Frau in die Armbeuge husten sollte.

Das Ministerium hat ganz bewusst ein Foto ausgesucht, das eine typisch hustende Person zeigt. Zum einen, weil der Leser sich angesprochen fühlt und sich mit der Person auf dem Foto identifizieren kann und zum anderen, weil dadurch auf dem Cover das suboptimale Verhalten gezeigt wird, während man in der Broschüre selbst erfährt, wie man es besser machen sollte.

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