Reden / Reden & Parlament

Neueinsetzung des Beirats für Seniorenunterstützung


Es gilt das gesprochene Wort!

Rede anlässlich der Neueinsetzung des Beirats für Seniorenunterstützung

Sehr geehrter Herr Vorsitzender,

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ich freue mich darüber, heute zur Neueinsetzung des Beirats für Seniorenunterstützung anwesend zu sein.

„Es kommt nicht darauf an, wie alt man wird, sondern wie man alt wird.“ Dieses Zitat stammt von Ursula Lehr, einer der führenden Gerontologinnen Deutschlands. Seit Mitte der 60er Jahre ist sie in diesem Forschungsfeld aktiv und gilt als Alterswissenschaftlerin der ersten Stunde. Einer ihrer Forschungsschwerpunkte beinhaltete schon früh die Rollenbilder im Alter, auch bekannt unter dem Begriff „Altersbilder“. Sie konnte nachweisen, dass wir positive Bilder vom Älterwerden in unserer Gesellschaft brauchen.

Das Bild vom Alter hat sich im Laufe der Zeit zum Glück verändert. Senioren sind nicht mehr die kranken und pflegebedürftigen Familienmitglieder, wie einige das noch von früher kennen werden. Die Senioren heute sind aktive Mitglieder unserer Gesellschaft. Sie engagieren sich ehrenamtlich, sie bilden sich weiter und sie entdecken neue Hobbys und Beschäftigungsmöglichkeiten. Sie reisen, treiben Sport und probieren Neues aus. Der medizinische Fortschritt und eine ausgewogene Ernährung tragen außerdem dazu bei, dass immer mehr Menschen das Alter und den Ruhestand genießen können. Diese Entwicklung ist wirklich begrüßenswert und trägt dazu bei, dass wir alle ein positiveres Bild vom Alter, Altwerden und alt sein bekommen.

Dieses positive Bild haben wir in der Deutschsprachigen Gemeinschaft in dem Dekret vom 13. Dezember 2018 verankert. Seitdem stehen der Senior, seine Bedarfe und Rechte im Mittelpunkt der Gesetzgebung. Das ist bedeutender erster Schritt in die richtige Richtung für eine Gesellschaft, in der ältere Menschen und ihre Bedürfnisse genauso dazu zählen wie die junger Menschen.

Verehrte Anwesende, Sie alle sind in meinen Augen Experten auf einem Terrain, das bedingt durch den demografischen Wandel schon heute von immenser Wichtigkeit ist, dessen Bedeutung aber in naher und auch fernerer Zukunft von immer substanziellerer Natur sein wird.

Wir alle werden immer älter. Es gibt Statistiken, die belegen, dass schon heute fast jeder Bürger 65 Jahre oder älter ist. In Ostbelgien ist es so, dass 98 Prozent der Senioren, die bis zu 80 Jahren alt sind, noch im Eigenheim leben. Bei den über 80-Jährigen sind es immer noch stolze 85 Prozent.

Neun von zehn älteren Menschen leben als Eigentümer in den eigenen vier Wänden und möchten dort, so lange es geht, leben.

Die Devise der Regierung ist es, die Senioren in diesem Wunsch zu unterstützen. Deswegen möchten wir in den nächsten fünf Jahren „Senioren wohnortsnah unterstützen“, wie wir es im REK III festgehalten haben. Doch was bedeutet das?

Das bedeutet, dass wir genügend Unterstützungsangebote im gewohnten Umfeld der Menschen schaffen müssen. Damit einher geht, dass wir auf die häusliche Hilfe bauen müssen. Viele Senioren können nämlich problemlos weiter in ihrem gewohnten Umfeld leben, wenn Menschen ihnen bei den kleinen oder etwas größeren Problemen und Aufgaben des Alltags helfen. Aus diesem Grund müssen wir das bestehende Angebot verbessern und erweitern.

Außerdem gilt es, alternative Wohnformen zu fördern, um das häusliche Umfeld der Senioren zu erhalten. Für den einen kann das den Umzug in eine Seniorenwohngemeinschaft bedeuten, für den anderen einen Mehrgenerationenhaushalt mit barrierefreiem Zugang zu allen Räumen.

Doch da dies nicht für alle Seniorinnen und Senioren ohne weiteres möglich sein wird, lautet die Devise auch an anderer Stelle zu handeln. Wie im Dekret verankert müssen wir das Angebot an Kurzaufenthalten in den Wohn- und Pflegezentren für Senioren verdoppeln.

Hier stoßen wir natürlich gleich auf eine weitere Herausforderung: den Fachkräftemangel im Pflegesektor. Wir haben schon einiges getan, indem wir beispielsweise gegen Ende der vergangenen Legislaturperiode die Löhne der Pflegehelfer verbessert haben. Doch rein monetäre Ansätze sind natürlich bei weitem nicht ausreichend.

Ich sehe hier vor allem die verschiedenen Arbeitgeber in der Pflicht. Sie tragen maßgeblich dazu bei, die Arbeitsbedingungen vor Ort zu verbessern. Attraktivere Arbeitszeitmodelle oder eine garantierte Kinderbetreuung vor Ort während der Arbeitszeiten könnten dem Sektor den dringend benötigten Aufschwung verleihen. Genauso wichtig wird es sein, eine neue Werbestrategie für Pflegeberufe zu erarbeiten.

Ich erinnere hier an die zahlreichen Versuche deutscher und luxemburgischer Arbeitgeber durch ebensolche Bedingungen und bessere Löhne in Ostbelgien Personal abzuwerben. Wir müssen einen Pflegenotstand verhindern, indem wir mit frischen Ideen und neuen Strategien aufwarten, damit unsere heutigen und auch künftigen Senioren in guten Händen sind.

Hier, sehr geehrte Damen und Herren, können Sie intervenieren und anpacken. Als effektive Mitglieder des Beirats für Seniorenunterstützung haben Sie eine bedeutende Aufgabe vor sich. Jeder Einzelne von Ihnen sowie Ihre grundeigenen Ideen sind nun gefragt. Aufgrund ihres beruflichen Werdegangs oder Hintergrund bringen Sie das praktische Wissen und nötige Können mit. Deswegen bin ich davon überzeugt, dass wir gemeinsam mit Ihrer Expertise die Vision des REK III des selbstbestimmten Lebens im Alter in Ostbelgien in den nächsten Jahren werden umsetzen können.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Rede anlässlich der Neueinsetzung des Beirats für Seniorenunterstützung
Rede anlässlich der Neueinsetzung des Beirats für Seniorenunterstützung
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