Es gilt das gesprochen Wort!
12.09.2017
Qualitätsreflexion Mit Den Sozialen Treffpunkten (225.3 KiB)
Sehr geehrte Damen und Herren,
es freut mich, Sie zur heutigen Gesamtauswertung der Qualitätsreflexion mit den sozialen Treffpunkten begrüßen zu dürfen.
Wie den meisten unter Ihnen sicherlich bekannt sein dürfte, trat am 5. Mai 2014 das Dekret zur Förderung sozialer Treffpunkte in Kraft.
Bereits im darauffolgenden Jahr hat die Regierung 4 Dienste als soziale Treffpunkte anerkannt. Das Viertelhaus Cardijn, Ephata, Patchwork und das Haus der Familie in Kelmis. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass derzeit konkrete Überlegungen über einen weiterer Treffpunkt in Eynatten im Gange sind. Erste Gespräche hierzu gab es bereits vor Monaten. Diesen Schritt kann ich natürlich nur begrüßen.
Schließlich arbeiten die Treffpunkte sehr aktiv.
So wurden die bestehenden Angebote nicht nur weitergeführt. Nein! Durch die neue gesetzliche Grundlage konnten sogar zusätzliche Angebote geschaffen werden.
Die Öffnungszeiten der sozialen Treffpunkte wurden erweitert, der Austausch mit Partnerorganisationen intensiviert oder gar ausgebaut.
Die vier sozialen Treffpunkte können seitdem mit Planungssicherheit ihre Arbeit organisieren, was auch für deren Qualität und Nachhaltigkeit besonders wichtig ist. Anders als zuvor, als ihnen lediglich eine gewisse Unterstützung zugesprochen wurde, sind sie nun finanziell über das Dekret abgesichert.
Diese Entwicklung hat 3 Gründe.
Die Regierung hat einerseits die Erstellung einer Bestandsaufnahme in Auftrag gegeben, denn um zu wissen, wo man hin möchte, muss man erst einmal wissen, von wo aus man startet. Dank dieser Analyse konnten wir sehen, welche spezifischen Bedürfnisse die jeweiligen Zielgruppen haben und welche Angebote unsere verschiedenen Dienstleister bereits in petto haben. Diese Bestandsaufnahme war also notwendig, um zu wissen, was die Menschen im jeweiligen Wirkungsbereich brauchen und was andere Organisationen oder Einrichtungen bereits ermöglichen.
Ein zweiter Faktor stellt das Konzept dar, das ausgehend von dieser Bestandsaufnahme erstellt wurde. Die vier sozialen Treffpunkte haben vollkommen unterschiedliche Wirkungsbereiche, was wiederum individuelle Konzepte zur Folge hat. So sind im Patchwork in St. Vith vordergründig Menschen mit psychischen Problemen ein besonderes Zielpublikum während im Viertelhaus Cardijn sehr viele Menschen mit Migrationshintergrund den unterschiedlichen Angeboten folgen.
Selbst Ephata und das Viertelhaus Cardijn – nur 1,1 Kilometer voneinander entfernt – weisen Unterschiede in ihrem Konzept auf.
Und der dritte Grund ist die Finanzierung. Durch die Aufwertung im Rahmen des Dekrets kann deutlich mehr Personal beschäftigt werden. Das Viertelhaus Cardijn und das Patchwork können mittlerweile jeweils zwei Personen halbzeitig beschäftigen.
Die Zuschüsse der Regierung betrugen im Jahr 2014 noch rund 104.000 €. Im Jahr 2017 hat sich diese Zahl mit 223.000 € mehr als verdoppelt. Hinzu kommt eine Beteiligung der Gemeinden in Höhe von 12,5% der Personalkosten. Die Deutschsprachige Gemeinschaft übernimmt also 87,5% der Personalkosten und stellt zusätzlich pro Treffpunkt 12.000 € Funktionskosten zur Verfügung.
Diese Finanzierung ist ganz klar eine Investition in die Zukunft!
Schließlich haben unsere sozialen Treffpunkte eine besondere Bedeutung für das gesellschaftliche Zusammenleben. Sie sind Anlaufstellen für alle Bürger Ostbelgiens, egal woher sie kommen, wie alt sie sind, ob Mann oder Frau oder ob sie eine Beeinträchtigung haben oder nicht. Insbesondere für Menschen in schwierigen Lebenslagen sind sie ein wichtiger Ort, an dem Begegnungen stattfinden und niederschwellige Sozialarbeit geleistet wird.
Ob Hausaufgabenschule, Sprachkurse oder kreative Ateliers, die sozialen Treffpunkte organisieren im Norden und Süden Ostbelgiens eine Fülle von maßgeschneiderten Angeboten für Jung und Alt, für Groß und Klein.
Denn, und das habe ich eben kurz angerissen, die Bedürfnisse, Herausforderungen und Wünsche sind von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich.
Besonders für die Koordinatoren und Koordinatorinnen ist dies eine anspruchsvolle Aufgabe. Ihre Rolle ist zentral. Ständig müssen sie den Spagat schaffen zwischen der Entwicklung und Durchführung von bestehenden und neuen Projekten und der Begleitung der Ehrenamtlichen. Ganz nebenbei stehen natürlich auch einige administrative Arbeiten auf dem Programm.
Maßgeschneiderte und den unterschiedlichen Zielgruppen angepasste Angebote aufzubauen ist leichter gesagt als getan.
Daher erachtet die Regierung es als ihre Aufgabe, frühzeitig Unterstützung zu bieten.
An dieser Stelle würde ich gerne Henry Ford zitieren, der einst sagte:
„ Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.“
Und genau so ist es auch es mit der Arbeit im sozialen Sektor. Ein Sektor, der stetigen Entwicklungen und Veränderungen ausgesetzt ist und in dem man es sich als Einrichtung nicht erlauben kann, einfach das zu bleiben, was man schon ist, sondern stets nach vorne schauen und im Voraus denken muss.
Aus diesem Grund habe ich mich für die Begleitung der Treffpunkte durch eine externe Fachkraft durch die Universität Mainz ausgesprochen.
Die Arbeit der Koordinatoren ist wichtig, vielfältig, komplex und zeitintensiv. Es ist daher wichtig, den Koordinatoren zur Seite zu stehen, damit sie ihre Arbeit fortsetzen und verbessern können. Deshalb erfolgte die Qualitätsbegleitung.
Das Ziel bestand darin, bei der Reflexion, Strukturierung und insbesondere bei der Weiterentwicklung ihrer Arbeit in den sozialen Treffpunkten unter die Arme zu greifen.
Hierzu schien das Institut für sozialpädagogische Forschung aus Mainz der ideale Partner zu sein.
Das Institut hat bereits die VoG Frauenliga in den Jahren 2012 und 2013 bei der Konzeptentwicklung des Hauses der Familie begleitet. Das damals erarbeitete Konzept ist im Übrigen in die Ausarbeitung des Dekrets zur Anerkennung und Förderung der sozialen Treffpunkte vom 5. Mai 2014 eingeflossen.
Zudem wurde die durch das Institut angewandte Methode der Qualitätsreflexion durch kollegiale Visitation und Selbstreflexion als geeignetes Instrument zur Qualitätsentwicklung in den sozialen Treffpunkten der DG erachtet.
Eine kollegiale Visitation – sprich das gegenseitige Besuchen der sozialen Treffpunkte durch die Koordinatoren und das gegenseitige Feedback – ermöglichte einen Austausch zwischen den sozialen Treffpunkten und eine gemeinsame Reflexion der Arbeit. Erfolgreiche Angebote konnten als Best-Practice-Beispiele dienen. Bei problematischen Angeboten konnte gemeinsam nach Lösungen gesucht werden.
Doch werte Anwesende,
den Ergebnissen der Qualitätsreflexion möchte ich an dieser Stelle nicht zu weit vorgreifen, denn immerhin folgt die Präsentation in Kürze. Einzig auf eine Sache würde ich gerne hinweisen. Die Qualitätsreflexion ist auch für uns als Regierung von Bedeutung. Die Ergebnisse dieses Prozesses sollen auch in unsere Arbeit einfließen. Dort, wo es notwendig und möglich ist, werden wir auch unsere Angebote anpassen.
Abschließend möchte ich mich noch bei allen Akteuren, ob haupt- oder ehrenamtlich, für ihr Engagement und ihren Einsatz bedanken. Mir ist zu Ohren gekommen, dass es während der Visitationen zu einem regen Austausch kam und wertvolle Kontakte zustande kamen. Dies kann ich natürlich voll und ganz begrüßen.
Ihnen allen wünsche ich nun eine interessante Präsentation der Ergebnisse und noch einen angenehmen Nachmittag.
Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit.