Es gilt das gesprochene Wort!
März 2017
Einweihung der neuen Räumlichkeiten der Alternative VOG (134.2 KiB)
Sehr geehrte Damen und Herren,
der Vorteil nicht als Erster zu sprechen ist, dass mindestens einer der Vorredner die Ehrengäste schon begrüßt hat. Der Nachteil ist, dass schon vieles gesagt wurde und dass man quasi das letzte Hindernis zwischen den Gästen und dem angenehmen Teil des Abends ist. Für gewöhnlich muss ich diesen heiklen Part übernehmen. Heute ist das nicht der Fall. Herr Strang, ich hoffe, Sie wissen, welche Verantwortung Sie tragen.
Meine Damen und Herren,
es freut mich heute zu Ihnen sprechen zu dürfen. Das gibt mir die Gelegenheit das vollbrachte Werk bewundern zu dürfen. Zwei Mal war ich schon auf der Baustelle, aber das Endergebnis blieb mir verwehrt.
Den Projektträgern möchte ich im Namen der Regierung mein Kompliment aussprechen.
Ich weiß von den zahlreichen Gesprächen mit den Verantwortlichen und den Mitarbeitern aus der Vergangenheit aber auch als Bürger dieser Stadt und Kunde, wie schwierig die Geschichte des Hauptquartiers war.
Allein in den letzten zehn Jahren wurde zweimal der Standort gewechselt. Die Arbeitsbedingungen waren oft und lange Zeit sehr schwierig. Kein Wunder! Der Dienstleister hat sich in diesen Jahren enorm weiterentwickelt und hat seine Tätigkeit ausgebaut. Außerdem war man nie wirklich zuhause – eine Zeit lang in der Industriezone – war man sogar ziemlich weit vom Schuss.
Es musste also eine neue, langfristige Lösung gefunden werden, die den Anforderungen entspricht. Hier in der Hostert, im Herzen der Stadt Eupen und zentral gelegen, ist man schlussendlich fündig geworden.
Die Deutschsprachige Gemeinschaft hat den Bau mit 550.000 Euro bezuschusst und ich bin als zuständiger Minister für die Sozialökonomie heute mehr denn je von dieser Entscheidung überzeugt.
Denn die Alternative ist in Eupen und in Ostbelgien genauso richtig wie der Eifelturm in Paris. Der wurde übrigens heute vor genau 125 Jahren offiziell fertiggestellt. Na wenn das kein Zufall ist.
Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass die Alternative genau richtig ist. Im Grunde genommen würde ich sagen: Die Alternative ist alternativlos!
Wenn man von den größten Arbeitgebern in der Region spricht, dann denken viele an das Kabelwerk, an NMC oder einige vielleicht sogar an die Deutschsprachige Gemeinschaft.
Aber wer denkt dabei an die Alternative? Die Alternative gehört zu den 6 großen Unternehmen mit Betriebssitz in Ostbelgien und ist mit ca. 330 Arbeitnehmerinnen und einem Arbeitnehmer sogar der größte Solidarbetrieb in Ostbelgien.
Die Alternative ist ein Betrieb mit Beschäftigungspotenzial.
Sie ist ein sozialer Arbeitgeber mit professionellen Dienstleistungen. Von Näh- und Bügelarbeiten bis zu den Haushaltshilfen.
Sie schafft es, Menschen in Brot und Arbeit zu bringen.
Sie schafft es, Menschen aus der Schwarzarbeit herauszuholen und ihnen einen Arbeitsplatz mit Perspektive zu geben.
Die Alternative ist sogar einer der größten Arbeitgeber für Frauen in Ostbelgien. Und gerade das ist eine Art Alleinstellungsmerkmal.
Hier erlebt man die geballte Frauenpower.
Und Herr Strang, Sie sind der Hahn im Korb. Aber besser der Hahn im Korb als das Huhn in der Suppe. Scherz beiseite.
Chancen bieten und trotzdem wettbewerbsfähig professionelle Dienstleistungen anbieten – das zeichnet die Alternative aus und macht sie in meinen Augen so alternativlos. Gerade vor dem Hintergrund der heutigen Herausforderung mehr denn je.
Und was mich persönlich besonders stolz macht, ist, dass all dies von der Zivilgesellschaft, von einer Arbeiterbewegung mit Unterstützung der öffentlichen Hand als Vorzeigeunternehmen aufgebaut wurde.
Die Alternative ist aber auch bereit für Neues. Und gerade das ist wichtig für die Sozialökonomie. Darin steckt ihr Potenzial für die Zukunft. Nischen finden und neue Angebote schaffen, da wo die klassische Wirtschaft keine Antworten findet oder findet will.
Die Solidarwirtschaft ist ein Sektor mit Beschäftigungspotenzial. Das ist kein Lob um zu loben. Das ist Fakt.
Erst kürzlich habe ich das Ministerium damit beauftragt, anhand einer Befragung der verschiedenen Sozialbetriebe eine Bestandsaufnahme durchzuführen.
Diese hat ergeben, dass 866 Ausbildungs- und Arbeitsplätze in der Sozialökonomie der Deutschsprachigen Gemeinschaft bis zum 1. Oktober 2016 besetzt waren. Diese entsprechen in etwa 520 Vollzeitäquivalenten.
Und auch wenn die Zahlen nicht zu 100 Prozent die aktuelle Situation wiederspiegeln, da nicht jeder Sozialbetrieb an der Umfrage teilgenommen hat, so zeigen sie doch ganz klar: die Solidarwirtschaft ist ein wichtiges Wirtschaftsstandbein in Ostbelgien.
Sie ist keineswegs ein Randsektor der Wirtschaft. Und diesen müssen wir fördern. Neben den Maßnahmen, die wir gegenwärtig gemeinsam mit dem Sektor in Workshops ausarbeiten, soll der Sektor dank der Beschäftigungsreform zusätzlich gestärkt werden.
Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, gemeinsam mit dem Sektor an seiner Weiterentwicklung zu arbeiten und die Betriebe bestmöglich zu unterstützen.
Wir müssen den Sektor vor allem auch in der Öffentlichkeit besser positionieren. Es geht darum zu zeigen, dass wir hier über moderne serviceorientierte Betriebe der Wirtschaft sprechen, die einen sozialen und auch nachhaltigen Schwerpunkt haben.
Es geht darum sowohl der Wirtschaft als auch den Kunden diese Werte zu vermitteln. Das ist ein weiter Weg, aber sicherlich einer, den man beschreiten kann.
Verehrte Anwesende,
ich möchte Sie nicht mehr lange aufhalten. Es folgen noch ein paar Worte.
Ich wünsche der Alternative alles Gute für die Zukunft und frohes Schaffen!
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.