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3. Jugendhilfeforum der DG – „Schule und Jugendhilfe gemeinsam auf Kurs“


Es gilt das gesprochene Wort!

16.02.2017

20170516 Jugendhilfeforum (156.0 KiB)

Meine sehr verehrten Damen und Herren,
ich möchte Sie ganz herzlich zum dritten Jugendhilfeforum der Deutschsprachigen Gemeinschaft willkommen heißen.

Ich freue mich, dass so viele Fachleute aus dem Sozialbereich, der Kinder- und Jugendhilfe sowie dem Schulwesen der Einladung gefolgt sind. Ihre Anwesenheit zeigt, dass Ihnen allen das Thema unter den Nägeln brennt und Sie sich gegenseitig austauschen möchten. „Schule und Jugendhilfe gemeinsam auf Kurs“. Das ist das Motto der heutigen Veranstaltung. Mit diesem Ziel haben wir uns hier zusammengefunden.

In den kommenden zwei Tagen werden wir in zahlreichen  Dialogen und Arbeitsgruppen diesen gemeinsamen Kurs entwickeln. Ich bin voller Zuversicht, dass wir dabei in die richtige Richtung steuern. Das Ruder haben Sie in der Hand.

Werte Anwesende,
Kinder und Jugendliche sind unser größtes Gut, das wissen wir nicht erst seit gestern.
Die Kindheit und Jugend sind zweifelsohne die prägendsten Altersabschnitte im Leben eines Menschen. In dieser Zeit lernen wir zu gehen, zu sprechen, zu schreien, zu spielen, zu zanken und vieles mehr. Meist ist es gerade diese Zeit, in der Folgeentscheidungen bereits beeinflusst werden und in der erste Zukunftspläne entstehen.

Das schulische Umfeld spielt hierbei eine ganz wichtige Rolle. Auch wenn in schulischen Einrichtung in erster Linie Wissen vermittelt wird, so hat jede Schule auch die Aufgabe, ein psychisch gesundes Aufwachsen der Kinder und Jugendlichen zu unterstützen und zu fördern. Schließlich verbringen sie einen Großteil ihrer Zeit in der Schule. Es ist sicherlich wichtig, dass die Kinder ihren Freiraum zur eigenen persönlichen Entfaltung bekommen, und dennoch darf man sie in dieser für ihre Zukunft so entscheidenden Zeit nicht alleine lassen.

Die amerikanische Schriftstellerin und Literaturnobelpreisträgerin Pearl Sydenstricker Buck hat einmal gesagt: „Die Jugend soll ihre eigenen Wege gehen, aber ein paar Wegweiser können nicht schaden“.

Diese Worte treffen den Nagel auf den Kopf. Sie unterstreichen, welche wichtige Rolle die Lehrpersonen und das gesamte schulische Umfeld für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen haben.
Wenn ich mich hier im Saal so umsehe, dann sehe ich lauter erwachsene Menschen, die die Jugend bereits hinter sich haben. Manche von uns vielleicht schon etwas länger als andere. Und auch wenn wir alle hoffentlich noch immer etwas Kind in uns tragen, so sind wir doch alle erwachsen und haben die verschiedenen Entwicklungsstadien durchlaufen.

Dabei blickt jeder von uns auf eine andere Jugend und Kindheit zurück. Jeder hat eigene Erfahrungen gesammelt – gute wie auch schmerzliche. Dass der Übergang vom Kind zum Jugendlichen bis hin zum Erwachsenen nicht immer ganz reibungslos verläuft, wissen wir also alle.
Und dieser Entwicklungsprozess stellt dann sowohl das familiäre als auch das schulische Umfeld vor so manche Herausforderungen.

Selbstfindung, schulischer Druck, die Suche nach dem eigenen Platz in der Gesellschaft beherrscht die Gedanken vieler Teenager. Das bekommen natürlich auch die Eltern und Lehrer mit, und sie bekommen es auch deutlich zu spüren. Obwohl Teenager in dieser Zeit durchaus zu rationalen Entscheidungen fähig sind, neigen sie dennoch häufig zu extremen, risikohaften Verhaltensweisen.

Die Suche nach der Anerkennung der Anderen lässt dem rationalen Gedanken dann häufig keinen Platz. Dieses Problem lässt sich sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen beobachten. Gesundheitsgefährdende Diäten, der Griff zu Alkohol, Tabak oder illegalen Drogen führen häufig zu Essstörungen, Schlafstörungen, Depressionen oder Suchterkrankungen.

Eine Realität unter Jugendlichen ist sicherlich auch der „Lebensraum“ Internet und die sozialen Netzwerke. Ohne WIFI würde für den einen oder anderen Jugendlichen die Welt zusammenbrechen. Nicht selten kommt es dazu, dass Jugendliche sich eine ganze Scheinwelt im Netz aufbauen, dadurch jedoch den Bezug zur Realität sowie menschliche Kontakte und Bindungen verlieren.

Die ersten Anzeichen für ein aufkommendes Problem lassen sich meist in der Schule beobachten. Dann ist es die Aufgabe des Lehrers zu handeln und gewisse Initiativen zu ergreifen, anstatt passiv zu zusehen.
Doch das Schulpersonal wird hier keineswegs alleine gelassen. Denn es gibt in der Deutschsprachigen Gemeinschaft eine Reihe von sozialen Dienstleistungsangeboten. Als erstes ist hier sicher Kaleido Ostbelgien zu nennen, die direkter Ansprechpartner für die Schulen sind. Andere sind zum Beispiel, das sozial – psychologische Zentrum, besser bekannt unter dem Kürzel SPZ, das mobile Team, der Jugendhilfedienst, und andere Akteure. Der Jugendhilfedienst ist zuständig für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre, die sich in schwierigen Lebenssituationen befinden. Der Dienst berät und unterstützt Minderjährige und ihre Eltern sowie andere Betroffene und Einrichtungen. Erstes Ziel des Jugendhilfedienstes ist der Schutz des Kindes.

Und ich denke an dieser Stelle überschneiden sich die Interessen der Akteure aus der Jugendhilfe und dem Schulwesen. Eine Zusammenarbeit zwischen der Jugendhilfe und den Schulen besteht bereits.  Jüngstes Beispiel ist der kürzlich veröffentlichte Leitfaden, der Lehrern aufzeigt, wie sie im Falle von möglicher sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche handeln können.

Und dennoch kann es immer wieder zu Situationen kommen, in denen der eine nicht ausreichend über die Möglichkeiten und Grenzen des anderen informiert ist. Dies ist aber eine Grundvoraussetzung für eine gute und konstruktive Zusammenarbeit. Und genau deshalb sind wir hier. Ein Ziel des heutigen Forums ist es, das gegenseitige Verständnis auszubauen und durch den Dialog zu einer Verbesserung der Zusammenarbeit beizutragen. Das geschieht alles zum Wohle der Kinder.

Das Wohlergehen unserer Kinder ist  das gemeinsame Ziel von Eltern, Sozialdiensten, Bildungseinrichtungen und der Politik. Als Regierung sind wir darum bemüht, die Zusammenarbeit der einzelnen Akteure zu sichern und Sie in Ihrer Netzwerkarbeit dort zu unterstützen, wo wir können. Deswegen freut es mich, dass sich Vertreter aus dem Schulwesen und dem Jugendhilfebereich intensiv mit der Zusammenarbeit zwischen den beiden Bereichen befasst haben und gemeinsam dieses Forum vorbereitetet haben.

Werte Damen und Herren,
ich weiß, dass Sie noch ein spannendes Programm mit zahlreichen Tagespunkten vor sich haben und möchte Ihre Zeit nun nicht länger in Anspruch nehmen.

Wie es sich für einen Politiker jedoch gehört, möchte ich das Gesagte kurz und knapp auf den Punkt bringen:
Jugendliche sind Menschen in einer eigenständigen Lebensphase mit eigenständigen Merkmalen, Interessen und Anforderungen. Es ist wichtig dies zu respektieren und wahrzunehmen und sie aufzufangen, wenn sie an ihre Grenzen stoßen. Aus diesem Grund ist eine gelungene Zusammenarbeit zwischen den Schulen und der Jugendhilfe das Fundament, auf das man bauen kann.
Mit diesem Forum legen Sie heute den Grundstein für dieses Fundament.

In dem Zitat, auf dass ich mich eingangs berufen habe, war die Rede von Wegweisern. Sie, werte Anwesende, sind solche Wegweiser !

Ich werde noch einige Stunden mit Ihnen verbringen, bevor ich mich dann anderen Termin widmen muss. Da ich zum Abschluss des Forums leider nicht anwesend sein kann, möchte ich Ihnen bereits jetzt sagen, dass ich schon ganz gespannt auf die Ergebnisse bin. Ich kann Ihnen jedoch versichern, dass ich gemeinsam mit meinem Kollegen Minister Mollers auch weiterhin die gute Zusammenarbeit zwischen Jugendhilfe und Schulen unterstützen werde.

Ich wünsche Ihnen für Ihr Forum in guter Seemannsmanier: Mast und Schotbruch! Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

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