Es gilt das gesprochene Wort!
30.01.2017
20170130 Vorstellung Demenzstrategie (131.3 KiB)
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
zur öffentlichen Vorstellung der Demenzstrategie möchte ich sie alle recht herzlich willkommen heißen!
Ein Buch von Max Goldt beginnt mit dem Satz ,Alle sagen dauernd was‘. Dieser Satz soll nicht das Motto unseres heutigen Abends sein, sondern vielmehr: Einer redet, die anderen hören zu – und danach diskutieren wir darüber.“
Auf uns alle wartet ein sehr umfangreiches aber äußerst spannendes Programm. Ich verspreche Ihnen, es wird kurz und schmerzlos!
Sie alle haben es schon oft gehört: Die Deutschsprachige Gemeinschaft ist keine Insel. Auf den ersten Blick mag das keine bahnbrechende Erkenntnis sein. Besonders dann, wenn man dieser Tage den Blick nach draußen richtet. Aber auch beim näheren Betrachten macht diese Aussage Sinn.
Wir stehen in der DG vor ähnlichen Herausforderungen wie unsere Nachbarn im In- und Ausland. Wir alle möchten Beruf und Familie besser unter einen Hut bringen. Dafür brauchen wir eine qualitativ hochwertige, flächendeckende Kinderbetreuung. Wir alle möchten uns im Falle von Krankheiten in guten Händen wissen, und möglichst in unserer Muttersprache behandelt und betreut werden. Wir alle möchten ein Leben in Selbstbestimmung führen. Dies sind nur einige der vielen Aufgaben, vor denen wir tagtäglich stehen. Für eine kleine Region wie Ostbelgien ist ein Blick über den eigenen Tellerrand daher besonders lohnenswert. Wir sehen uns nach geeigneten Best-Practice-Beispielen um, die wir unseren Bedürfnissen entsprechend in der DG umsetzen können.
Und wenn wir das tun, dann heißt das nicht, dass die Dinge bei uns nicht gut sind. Im Gegenteil! Auch die DG gilt in vielen Bereichen als eine Modellregion. Dann kommen andere zu uns, um sich von uns inspirieren und informieren zu lassen!
Und manchmal entdecken wir Dinge, die wir ganz interessant finden. Und so bin ich bei einem Besuch in Niederösterreich zum Thema Gesundheitsprävention auf eine bemerkenswerte Initiative gestoßen: eine regionale Demenzstrategie.
Gerade mit Blick auf den demografischen Wandel halte ich den Umgang mit Demenz für eine der großen sozial- und gesundheitspolitischen Herausforderungen der kommenden Jahre. Unsere Regierung hat sich die Förderung eines selbstbestimmten Lebens auf die Fahnen geschrieben. Und deshalb wollte ich eine solche Strategie für Ostbelgien entwickeln.
Denn dahinter steckt ein starker Gedanke: die Förderung einer demenzfreundlichen Region durch die Bündelung der Kräfte und unter Beteiligung der Menschen in Ostbelgien.
Liebe Gäste,
das Thema Demenz wurde lange Zeit, wenn überhaupt, im Verborgenen angesprochen. Dies hat sich in letzter Zeit geändert. Die Demenz hat es immer mehr in den gesellschaftlichen Vordergrund geschafft. Endlich, möchte ich sagen! Denn es ist an der Zeit, mit Tabus zu brechen und einen offenen aber vor allem würdevollen Umgang mit Menschen mit Demenz zu pflegen. Eine Demenz ist eine (noch) unheilbare Krankheit. Dieser Realität müssen wir ins Auge sehen.
Und dennoch sollten wir versuchen, die Demenz nicht ausschließlich aus diesem Blickwinkel zu betrachten. Denn jeder Betroffene erlebt immer wieder ganz besondere und erfrischende Momente – so entfernt sie oft scheinen, und so kurz sie mit zunehmendem Krankheitsverlauf auch sein mögen. Die Haltung, die wir als Gesellschaft den Menschen mit Demenz gegenüber haben, beeinflusst auch deren eigenes Erleben ihrer Situation.
Der Mensch mit Demenz in seiner Verschiedenheit und mit seinen Ressourcen steht im Mittelpunkt. Ein Mensch mit Rechten und Bedürfnissen.
Und genau hier setzt die erste Demenzstrategie an! Ich spreche bewusst von einer ersten Strategie. Diese soll bis ins Jahr 2025 reichen, aber mit den gesellschaftlichen Entwicklungen Schritt halten. Sie ist also nicht in Stein gemeißelt, sondern ein lebendiger Prozess.
Öffentlichkeitsarbeit, die rechtzeitige Diagnose, die Unterstützung der pflegenden Angehörigen, die Erweiterung der Unterstützungsangebote, die Aus- und Weiterbildung sowie der strukturierte Dialog. Auf diese 6 Handlungsfelder möchte ich an dieser Stelle nicht näher eingehen. Dies wird Frau Maystadt im Anschluss tun. Nur so viel: Die Strategie bietet einen ethischen und theoretischen Rahmen, den nun alle gemeinsam mit ihren Ideen und Initiativen beleben sollen.
Die Politik Hand in Hand mit den zahlreichen Akteuren, den Menschen mit Demenz und ihren pflegenden Angehörigen!
Der Grundstein ist gelegt! Nun liegt es an uns, dieses Fundament zu festigen und die Bauarbeiten im Sinne aller fortzuführen.
Mein besonderer Dank gilt allen Mitarbeitern und Organisationen, die zur Erstellung der Strategie beigetragen haben.
Und nun möchte ich Sie nicht weiter auf die Folter spannen. Frau Maystadt wird jetzt die Strategie vorstellen und im Anschluss daran warten noch 2 Leckerbissen auf uns: Herr Ruppel und das kleine Buffet.
An dieser Stelle gilt ein ganz besonderer Dank auch Herrn Ruppel! Bereits am Nachmittag hat er einigen Angehörigen von Menschen mit Demenz in einer 2-stündigen Schulung gezeigt, wie sie anhand von Gedichten und Poesie die Begleitung ihrer Mitmenschen bereichern können. Ich bin schon ganz gespannt, auf das, was er uns gleich mit auf den Weg gibt. Ich bin sicher, die eine oder andere lyrische Übung wartet auf uns alle.
In diesem Sinne, vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und gute Unterhaltung.