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Neujahrsempfang Sankt Nikolaus Hospital


Es gilt das gesprochene Wort!
20.01.2017

Neujahrsempfang SNH Eupen (165.6 KiB)

Sehr geehrte Damen und Herren,

für die Einladung zu Ihrem Neujahrsempfang möchte ich mich herzlich bedanken. Ich möchte es nicht missen, Ihnen ein erfolgreiches und vor allem gesundes Jahr zu wünschen. Gesundheit ist wichtig! Das hat schon Schopenhauer gewusst, der einst sagte: „Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nicht!“

Ich glaube aber, Sie brauche ich nicht lange zu überzeugen.
Ich möchte nicht nur meine Wünsche überbringen, sondern auch die Gelegenheit nutzen, das vergangene Jahr noch einmal Revue passieren zu lassen, gleichzeitig aber auch den Blick nach vorne zu richten. Auf das, was noch bevorsteht. Und ich übertreibe nicht, wenn ich sage: der Krankenhauslandschaft stehen stürmische Zeiten bevor.

Seit geraumer Zeit befindet sich das Gesundheitswesen in einem Umbruch. Das dürfte Ihnen nicht neu sein. Mit der Ankündigung der Gesundheitsreform der föderalen Ministerin Maggie de Block, aber noch mehr mit den Sparmaßnahmen in Höhe von über 900 Millionen Euro in 2017 – 92 Millionen alleine im Krankenhauswesen – haben die Wettervorhersagen sich deutlich verschlechtert.

Auch wenn mittel- bis langfristige Reformen im Gesundheitswesen in meinen Augen nicht mit kurzfristigen Sparzielen in Verbindungen stehen dürften, so ist die Realität eine andere.

Und diese Realität muss man sich vor Augen halten – nicht resignierend, sondern antizipierend.
Wir können uns also entscheiden, ob wir vor Verzweiflung die Realität abstreiten und im Elfenbeinturm residieren oder ob wir uns gemeinsam und entschieden der Herausforderung stellen und die Chancen nutzen.
Ich bin froh, dass die beiden Krankenhäuser in Eupen und Sankt Vith sich für den zweiten Weg entschieden haben.

Ein Weg, der sicherlich beschwerlich war und ist, aber ein Weg, der eine Perspektive bietet.
Die Perspektive ist der Erhalt der beiden Krankenhausstandorte.
Einmal für die Menschen in Ostbelgien, die eine wohnortnahe gute Pflege und möglichst in deutscher Sprache haben sollen.

Und einmal für diejenigen in Ostbelgien, die in diesem Sektor Beruf und Berufung gefunden haben.
Ich werde nie vergessen, wie schwierig es zu Beginn meiner Amtszeit war, die Träger der beiden Krankenhausstandorte für die Zusammenarbeit zu gewinnen, die im Aufbau ist. Eine Zusammenarbeit der beiden Träger auf dem Gebiet deutscher Sprache untereinander und mit einem dritten Partner für alle Leistungen, die sie hier in Ostbelgien nicht anbieten können.

Damals waren die Vorbehalte groß. Dafür habe ich größtes Verständnis gehabt, denn neue Wege zu beschreiten, ist nicht immer einfach. Es ist wichtig und richtig, derartige Entscheidungen mit Bedacht zu treffen.

Heute wissen wir, dass die Krankenhäuser Verantwortung übernommen haben und sich für diesen Weg entschieden haben.
Heute wissen wir ebenfalls, dass dieser Weg der richtige war. Denn die Reform der Gesundheitsministerin Maggie De Block hat genau in diese Kerbe geschlagen.
Während im Krankenhaussektor große Aufruhr und Nervosität herrscht, weil plötzlich Partner gefunden werden müssen, können die Krankenhäuser in Eupen und St. Vith behaupten, dass sie einen Vorsprung haben.
„Einen Vorsprung hat, wer da anpackt, wo die anderen erst einmal reden“.
Diese Aussage stammt nicht von mir, aber dafür vom 35. Präsidenten der Vereinigten Staaten, John F. Kennedy, der genau heute vor 56 Jahren vereidigt wurde.

„Werke – net mulle“, würde ich als Eupener sagen, aber im Prinzip das Gleiche meinen.
Und an diese Worte haben sich die beiden Krankenhäuser – und damit meine ich die Direktoren, die Verwaltungsratspräsidenten, die Pflegedienstleiter, die Verwaltungsratsmitglieder, die Gemeinden als Träger, die Chefärzte und die beiden Ärzteräte, die Fachärzte und das gesamte Personal – kurz gesagt: Sie alle haben sich an diese Worte erinnert und sind das gemeinsame Projekt angegangen.

Der gemeinsame Partner ist mit dem Lütticher CHC gefunden. Die Zusammenarbeit mit ihm wird vertieft und auch die Zusammenarbeit untereinander wurde angegangen. Ein historischer Schritt, wenn man bedenkt, dass jahrzehntelang darüber geredet wurde. Sie, meine Damen und Herren, haben es möglich gemacht.
Ich gab im Namen der Regierung das Versprechen, dass ich den vorgeschlagenen Weg mit Ihnen gehen werde. Ich stehe immer noch hier und immer noch hinter Ihnen – egal wie turbulent die Zeiten auch geworden sind und noch werden.

Auch wenn ich die bisherigen Entscheidungen nicht für Sie treffen kann, so war es und ist mir wichtig, dass Sie eines wissen:
Die Deutschsprachige Gemeinschaft wird Sie unterstützen.

Wir werden Sie unterstützen, solange Sie nicht von diesem Weg abweichen mit allen Mitteln, die wir haben.
Wir haben Ihnen mit Antares Experten zur Seite gestellt, die Sie bei der Bildung der Partnerschaften beraten haben. Wir begleiten Sie bei diesem Prozess und stehen Ihnen mit Rat und Tat zur Seite.

Allein für diese Anstrengungen hat die Regierung bisher über 400.000 Euro ausgegeben, obschon sie bis auf wenige Bereiche für die Krankenhäuser nicht zuständig ist. Natürlich sind wir nicht zuständig, aber wir sind betroffen! Die Aufrechterhaltung der Krankenhausstandorte ist für die Grundversorgung der Menschen in Ostbelgien von fundamentaler Bedeutung. Sie spielt in unserer Vision der Gesundheitslandschaft eine zentrale Rolle.

Dort, wo wir zuständig sind, unterstützen wir die Krankenhäuser ebenfalls!
Wir haben Ihnen mit Zorginspectie Experten zur Seite gestellt, um die Qualität der Pflege in Ihren Einrichtungen zu verbessern. Zum einen für den Patienten und die Mitarbeiter, zum anderen aber auch damit Sie Ihre Position in einem mehr und mehr wettbewerbsstarken Sektor behaupten können.

Wir haben eine Krankenhausbaufinanzierung ausgearbeitet, die Ihnen Planungssicherheit gibt. Hier in Eupen führt sie dazu, dass endlich das langersehnte Bauvorhaben realisiert wird. Jetzt, wo wir zuständig geworden sind, investieren wir 13.000.000 € in den Um- und Anbau des Krankenhauses.
Wir haben vertreten und vertreten immer noch die Interessen der Bürgerinnen und Bürger der Deutschsprachigen Gemeinschaft in der interministeriellen Konferenz und in der entsprechenden Arbeitsgruppe zur Reform der Krankenhäuser.

Seitdem die Pläne der Föderalministerin einigermaßen bekannt sind – ich sage „einigermaßen“ denn die Pläne sind immer noch vage, was die Situation noch gefährlicher macht – habe ich den Kontakt zum Direktor des St. Nikolaus-Hospitals, zu Frau Mertes für die Klinik St. Josef und zum geschäftsführenden Direktor des CHC Alain Javaux intensiviert.

Ich halte diesen Austausch für besonders wichtig, wenn es darum geht, eine gemeinsame Position für die Deutschsprachige Gemeinschaft und das Krankenhaus-Netzwerk Ostbelgien-Lüttich zu vertreten.
Neben den interministeriellen Konferenzen möchte ich allerdings auch die Gelegenheit nutzen und mit der Gesundheitsministerin die Spezifität der Deutschsprachigen Gemeinschaft auch gesondert besprechen. Hierbei geht es aber nicht um Extrawürste, sondern um die Absicherung der Gesundheitsversorgung im Norden und Süden unserer Region. Hierbei geht es um Patientenrechte.

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

dieses Unterfangen ist keineswegs selbstverständlich. Wer glaubt, dass das schon irgendwie klappen wird, der irrt sich.
Wir müssen mit Argumenten nach vorne preschen, aber diese werden wenig Gehör finden, wenn nicht weitere Taten folgen.

Ich möchte Sie deshalb wieder an den Vorsprung erinnern, den Sie durch diese Kooperationen errungen haben. Diesen Vorsprung dürfen wir uns nicht kaputt machen.
Vom Verwaltungsratsmitglied, über den Facharzt und dem Pfleger bis hin zum Physiotherapeuten, dem Sekretär, Buchhalter oder Koch – jeder muss am gemeinsamen Strang ziehen und das nicht nur in diesem Haus, sondern auch mit den Partnern.
Sie sitzen alle in einem Boot – das klingt abgedroschen, ich weiß – aber noch nie war diese Aussage so treffend wie 2017 für den Gesundheitssektor in Ostbelgien.

Dieser Gedanke ist eine elementare Bedingung, um die gesteckten Ziele zu erfüllen.
Das ist eine elementare Bedingung, um auch in Zukunft jeden Mitarbeiter der Regierung und der Verwaltung der Deutschsprachigen Gemeinschaft hinter sich zu haben. Wir sitzen mit Ihnen in diesem Boot, wenn Sie den Kurs halten!
Um diesen Kurs zu halten, müssen meiner Meinung nach bestimmte Schritte unternommen werden.
Zunächst gilt es, das Abkommen mit dem CHC zu vertiefen. Um den Vorsprung weiterhin behalten zu können, müssen die vereinbarten Fristen eingehalten werden.

Das gilt auch für die Schaffung gemeinsamer Dienste in Eupen und Sankt Vith. Diese Dienste sind von besonderer Bedeutung für die Absicherung der Standorte und unvermeidlich mit Blick auf die Reform! Deshalb stehen sie auch als Bedingung für die Finanzierung von Infrastrukturprojekten der beiden Häuser.
Dieser Prozess muss unserer Meinung nach auch in den Entscheidungsgremien Niederschlag finden. Ich kann Ihnen nur aufs Wärmste empfehlen, über Anpassungen bzw. Erweiterungen der Verwaltungsstrukturen nachzudenken. Das ist die logische Folge, um aus der erforderlichen Kooperation der beiden Häuser in möglichst kurzer Zeit ein Maximum herauszuholen. Wenn Sie meine Meinung wissen wollen, ist es sogar absolut notwendig und Sie sollten keine Zeit mehr verlieren.

Ein zweites Element betrifft die Rolle der Krankenhäuser beim Aufbau einer integrierten Gesundheitsversorgung in Ostbelgien. Dieses Projekt, welches die Regierung gemeinsam mit dem Gesundheitssektor im Rahmen föderaler Pilotprojekte aufgegriffen hat, wird uns wichtige Erkenntnisse über die zukünftige Gestaltung der Gesundheitsversorgung in Ostbelgien liefern.
Die Regierung ist der Auffassung, dass dabei neben den Allgemeinmedizinern und den para-medizinischen Dienstleistern, die Krankenhäuser eine wichtige Rolle spielen sollen.

Wir haben es geschafft, ein vernünftiges Projekt ans Land zu ziehen. Glauben Sie mir, das hat mich Nerven gekostet, aber der Aufwand hat sich gelohnt. Dafür möchte ich mich bei allen Beteiligten, auch bei den beiden Krankenhäusern, bedanken. Ich wünsche mir nun, dass diese Investition Früchte trägt – nicht für mich – sondern vielmehr für die Bevölkerung und für die zig Arbeitsplätze, die in Ostbelgien im Gesundheitsbereich bestehen und noch darüber hinaus sogar geschaffen werden könnten.
Es kann also nur von Vorteil für die beteiligten Akteure sein. Bei diesem Projekt brauchen wir die Krankenhäuser aber als treibende Kräfte!

Werte Anwesende,

wir haben dank der Autonomie der Deutschsprachigen Gemeinschaft die einmalige Chance, die Zukunft der Gesundheitsversorgung über unsere eigentlichen Zuständigkeiten hinaus aktiv mitzugestalten und sie nicht nur zu erdulden.
Wer solche Möglichkeiten besitzt, trägt eine große Verantwortung. Die Regierung ist sich dieser Verantwortung durchaus bewusst und ist bereit, sie zu übernehmen.

Ich wünsche mir, dass alle anderen Beteiligten auch bei diesem Projekt weiterhin zu ihrer Verantwortung stehen und ähnlich wie wir, bereit sind, mehr denn je sich für die Gesundheitsversorgung in Ostbelgien einzusetzen.
Ich bin der Überzeugung, dass wir nur gemeinsam uns den Herausforderungen der Zukunft stellen können.
In diesem Sinne möchte ich mich bei Ihnen allen für Ihre wertvolle Arbeit bedanken. Ich hoffe, dass wir die gute Zusammenarbeit auch im Jahr 2017 fortführen werden.

Doch bevor ich meine Rede beende, möchte ich einen besonderen Dank aussprechen.
Damit wir heute hier feiern können, arbeiten andere in diesem Haus heute am Schreibtisch, in der Küche und noch viel mehr am Bett beim Patienten. Für diese Menschen möchte ich, dass Sie so laut klatschen, bis der letzte Mitarbeiter, Arzt und Ehrenamtliche in diesem Krankenhaus das gehört hat.
Vielen Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

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