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Rede anlässlich des Blutspenderfestes der Lokalsektion St.Vith/ Burg-Reuland des Belgischen Roten Kreuzes


Rede von Antonios Antoniadis,
Minister für Familie, Gesundheit und Soziales,
anlässlich des Blutspenderfestes der Lokalsektion St.Vith/ Burg-Reuland des Belgischen Roten Kreuzes

20140713-Rede-Blutspenderfest Lokalsektion St Vith-Burg Reuland (184.6 KiB)

St. Vith, den 13. Juli 2014

Sehr geehrter Herr Schöffe,
sehr geehrte Mitglieder der Lokalsektion des Roten Kreuzes
Sankt Vith-Burg-Reuland,
sehr geehrte Blutspenderinnen und –spender,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

in der vergangenen Woche durfte ich die Zertifikate an die Familien-, Senioren- und Pflegehelfer verleihen, die Woche davor Diplome an die Absolventinnen und Absolventen des Zentrums für Förderpädagogik. Am heutigen Tag habe ich nun das große Vergnügen, 24 Blutspender zu ehren. Überall nur glückliche Gesichter, so darf das natürlich sehr gerne in meinem Ministeramt weitergehen. Mein Amtsvorgänger und Kollege hat mir allerdings „verraten“, dass mit dem Ministeramt nicht nur angenehme Anlässe einhergehen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Herr Müller steht, wie jeden Tag, um 8 Uhr auf. Sein erster Gang: der Briefkasten, in dem sich die frisch gedruckte Ausgabe der Tageszeitung befindet. Mit leicht verschlafenen Augen schlägt er sie auf, trinkt an seinem Kaffee und liest:
Seite 1: Schwerer Verkehrsunfall, beide Insassen wurden schwerverletzt in ein nahe gelegenes Krankenhaus eingeliefert, befinden sich inzwischen jedoch außer Lebensgefahr. Seite 3: Ausschreitungen bei einem Fußballspiel in der Türkei, zahlreiche Verletzte, darunter 3 schwer. Seite 5: Waldarbeiter mit Säge schwerverletzt. Sein Zustand ist kritisch, aber stabil.

Ich gebe zu: Was ich Ihnen gerade erzählt habe, ist frei erfunden. Doch jeder, der regelmäßig einen Blick in die Zeitung wirft, kann gewisse Parallelen zum wahren Leben nicht von der Hand weisen. Diese Beispiele zeigen auf banale Weise, dass jeder von uns in eine Situation geraten kann, in der er auf die Hilfe, auf das Blut, eines Anderen angewiesen ist. Manchmal sogar, um zu überleben. Dabei wird viel zu selten betont, wie viele Menschenleben durch Blutspenden täglich gerettet und welche medizinischen Quantensprünge besonders in der Krebsforschung gemacht werden. Vorteile und Chancen einer Blutspende können nicht oft genug wiederholt werden!

In den vergangenen Jahrzehnten haben wir rasante technologische Fortschritte gemacht. Dinge, die vor 20, 30 oder 40 Jahren noch undenkbar schienen, sind mittlerweile fester Bestandteil unseres Alltags. Doch eines ist uns bisher nicht gelungen: Blut herzustellen. Ich bin zwar weder Wissenschaftler noch habe ich eine magische Glaskugel vor mir, aber ich wage dennoch zu behaupten, dass es noch lange dauern könnte, bis wir einen Ersatz für dieses kostbare und knappe Gut finden werden. Aber wissen Sie was? Das ist gar nicht weiter schlimm – zumindest nicht, solange es Menschen wie Sie gibt, liebe Spenderinnen und Spender. Menschen, die bereit sind, ihr Blut zu geben, damit es einem Anderen zugute kommt. Diese ausfindig zu machen und von der Notwendigkeit der Blutspende zu überzeugen, sollte unser oberstes Gebot sein.

Denn die aktuellen Statistiken legen nahe, dass die Zahl der Blutspender in den vergangenen Jahren stagniert oder gar zurückgegangen ist- ein besorgniserregender Trend. Vor allem vor dem Hintergrund, dass wir gleichzeitig immer älter werden und somit für die hohe Zahl an Operationen auch einen hohen Bedarf an Blutkonserven haben. Wir müssen in den Köpfen der Menschen ein Umdenken bewirken. Sie brauche ich nicht zu überzeugen, das weiß ich. Wären Sie nicht bereits überzeugt, dann wären Sie heute nicht hier anwesend. Aber ich bin mir sicher, dass Sie in der Lage sind, auch unsere Mitmenschen zu überzeugen. Jeder von Ihnen in diesem Raum ist ein Botschafter für die Blutspende.

Wir müssen daher unermüdlich und so oft wir können auf die Wichtigkeit des Blutspendens hinweisen, das Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger schärfen und natürlich – ähnlich wie Sie – mit gutem Beispiel vorangehen. Auch ich möchte als zuständiger Minister für Familie, Gesundheit und Soziales, neben der Unterstützung der DG für das Rote Kreuz, einen symbolischen Beitrag leisten. Ich habe daher beschlossen, ab sofort mit meinem Kabinett regelmäßig zur Blutspende zu gehen und auf diese Weise auf den hohen Bedarf und die Bedeutung des Blutspendens für die Rettung unserer Mitmenschen aufmerksam zu machen.

Meine Damen und Herren, sehr häufig wird in unserer Gesellschaft ein Werteverfall angemahnt und von einem Mangel an Solidarität gesprochen. Sie, liebe Spenderinnen und Spender zeigen, dass diese Befürchtungen nicht in Gänze zutreffen. Denn mit Ihren Blutspenden sorgen Sie als Helden des Alltags für Menschlichkeit. Sie sind nicht nur passive Zuschauer, sondern aktive Lebensretter.

In der russischen Sprache bedeutet das Wort „Blut“ schön. Und die russische Sprache hat recht. Lassen Sie uns also gemeinsam einen „schönen“ Beitrag leisten. Schließlich ist „Blut immer noch die beste Tinte, seinen Namen der Menschheit ins Gedächtnis zu schreiben“. Das wusste schon der französische Schriftsteller Edmond de Goncourt vor mehr als 150 Jahren.

Ich möchte nochmals allen Blutspendern meine Hochachtung und ein „Weiter so!“ aussprechen und mich für das unermüdliche Engagement des Roten Kreuz Sankt Vith in den letzten 80 Jahren auf das Herzlichste bedanken.

Ich danke Ihnen für Ihre geschätzte Aufmerksamkeit.

Geschlossen.

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